Outfits für die Künstlerinnen-Barbie :: Marina Abramovic


Marina Abramovic (1946)
"Crystal Cinema I"

1991

Von Marina Abramovic gäbe es viele Arbeiten, die ich der Künstlerinnenbarbie als Vorbilder antragen würde - allen voran die Performances aus den 1970er Jahren mit
ihrem damaligen Künstler-Partner Ulay.

Aber ich habe mich dagegen entschieden, eine nackte Barbie mit einem nackten Ken
in einem Türrahmen in den Schaukasten zu montieren.

Das "Crystal Cinema" hingegen ist aus der Zeit meiner Erstbegegnung mit Abramovic.
Mit den "Shoes for Departure" war sie 1992 auf der documenta von Jan Hoet als eine
der wenigen Künstlerinnen vertreten. Ich verweilte in der Installation in der Orangerie, genoss die meditative Ruhe, den Blick über die Auewiesen und probierte alle Amethyst-Schuhe an.

Was ich nicht ahnte war, dass ich dieser Künstlerin wenige Monate später persönlich begegnen würde, als sie im Herbst als erste weibliche Professorin ihre Stelle an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg antrat.

Ich war gerade nach einem Gaststudienjahr am Goldsmith's College aus London zurückgekehrt. Die documenta-Reise war eine Exkursion mit einer Gruppe von Kommilitoninnen, mit denen ich vor meinem Goldsmith's-Jahr eine autonome Frauenklasse an der HfbK behauptet hatte. Für uns alle war ungewiss, wie es im Wintersemester weitergehen würde. Doch für eine reguläre Professorin hatten wir uns gemeinsam stark gemacht.

Somit fanden wir uns geschlossen bei der Einführungsveranstaltung von Abramovic und ihrem anschließenden fünftägigen frühen "Cleaning the House"-Workshop in der damaligen Außenstelle der HfbK auf der dänischen Insel Falster wieder.

Das folgende Studienjahr war für mich besonders intensiv - gerade weil Marina versuchte uns zu einer großen Gruppenperformance anzuleiten, was wiederum meinem Interesse an Gruppenprozessen entgegenkam. Die Gruppendynamik, die sich im Verlaufe des Jahres entwickelte, war für alle schwer auszuhalten und die Klasse löste sich nach einer zweigeteilten Abschlussperformace auf.

Mit meinen explizit feministisch motivierten Arbeitsansätzen fühlte ich mich auch bei der ersten Professorin nicht aufgehoben. Deswegen ergriff ich die Gelegenheit zu einem weiteren Auslandsaufenthalt und ging schließlich für bald zwei Jahre an das Edinburgh College of Art, wo ein Großteil meiner künstlerischen Arbeiten zur "Männerforschung" entstanden.

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